Trinitatis

Liebe Gemeinde,
wir bekommen heute Abend einen lieben Besuch. Unsere Tochter und ihr Lebenspartner werden nach einem halben Jahr Corona-Pause einige Tage Urlaub bei uns machen. Und dann rutscht mir sicher wieder ein „Grüß Gott“ heraus. Nach schlechten Erfahrungen in einer religiösen Gemeinschaft, eigentlich einer Sekte, kann der Freund meiner Tochter diese Worte nicht hören. Wäre jetzt das fränkische „Ade“ besser? Vom Lateinischen abgeleitet, heißt es „Ich empfehle dich Gott“.
Der Junge Mann begrüßt Anrufer am Telefon mit „Ahoi!“. Er weiß sicher nicht, dass es „ad honorem Jesu“ = „zur Ehre Jesus“ heißt. „Ciao“, „Tschüß“, „Pfiadi“, das alles sind eigentlich Segenswünsche.

Ohne viele Gedanken empfehlen wir den anderen, der kommt oder geht, Gott an. Das ist gut so, denn ein Segen tut gut. Ein Gottesdienst ohne Segen am Ende ist für viele Menschen nicht vollständig.

Heute, am Sonntag Trinitatis, wo es um den dreieinigen Gott geht, hören wir im Predigttext, wo der sogenannte aaronitsche Segen eingesetzt wurde. Auf der Wüstenwanderung gibt Gott Mose und seinem Bruder Aaron den Auftrag das Volk Israel, aber auch jeden einzelnen Israeliten mit den uns bekannten Worten zu segnen. Im Urtext besteht die erste Zeile aus drei Wörtern, die zweite aus fünf und die dritte aus sieben. Durch die Dreiteilung denken wir Christen an einen dreieinigen Gott, auch wenn davon im Alten Testament noch keine Rede ist. 

„Der Herr segne dich“.
Das Wort „segnen“ kommt vom lateinische „signare“, das heißt „zeichnen“, „signieren“. Schafe wurden mit den Anfangsbuchstaben des Besitzers gezeichnet. Gott signiert uns im Segen und sagt uns damit an: „Du gehörst zu mir – trotz allem!“

„Der Herr behüte dich“.
Da steckt das mittelhochdeutsche Wort „Hut“ drin. Das heißt „Bewachung“, „Fürsorge“. Statt „Hut“, den man ja heute fast nicht mehr trägt, möchte ich lieber den Helm der Zweiradfahrer oder Handwerker als Vergleich nehmen: Er schützt vor Verletzungen und bewahrt manchmal Leben. So soll Gottes Segen sein, Tag und Nacht und überall, wo wir sind.
Gottes Segen heißt nun aber nicht, dass es uns mit ihm immer blendend, bestens im Leben ergeht. Oft sind es Situationen, in denen sich Menschen gegenseitig nichts Gutes tun und einander verletzen. Gott bewahrt unsere Seele vor Verletzungen mit seinem Segen. Er bringt uns durch die Not, das Entsetzliche, die Trauer hindurch.

„Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir“.
Wie gut tut es, richtig angesehen zu werden. Gott freut sich, wenn er uns ansieht. Er achtet und wertschätzt uns so wie wir sind. Gott strahlt uns an, wenn er uns segnet, weil er uns bewusst, jeden Einzelnen, geschaffen hat.

„Der Herr ist dir gnädig“.
Gott schaut voll Güte und Milde auf all unser Tun. Dass er gnädig mit uns und unserem Handeln und Tun umgeht, haben wir immer wieder nötig.

„Der Herr gebe dir Frieden“.
Er gebe dir „Shalom“. Mit diesem einzigen Wort wird in Israel unter den Juden der ganze Segenswunsch abgekürzt. Und eigentlich haben sie damit recht. „Shalom“ beinhaltet weit mehr als unser Wort „Frieden“. Es ist ein innerer und äußerer Frieden, Zufriedenheit, Seelenheil, psychische Gesundheit, Behütet sein, gelingendes Leben, eben alles, was Gott uns mit seinem Segen schenken will. Genau diesen Segen brauchen wir und die ganze Welt. So segne uns mit diesem Segen der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

Der Friede, der höher ist als all unser menschliches Verstehen, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen.