Kantate – oder: Musik mal anders!

Wussten Sie, dass unsere Bibel nicht nur voll von großartigen Geschichten und Erfahrungsberichten über und mit Gott ist, sondern auch ein echtes Gesangbuch?

Ja. Stimmt. Ein Gesangbuch.
Oder zumindest ein Buch in unserer Bibel.
Nämlich das Buch der Psalmen. Oder der Psalter, wie ihn vielleicht noch einige Ältere nennen und kennen.

„Aber das sind doch Gebete?“, wird jetzt da vielleicht der ein oder andere Fragen und dabei verwundert die Augenbraue nach oben ziehen.

Ja. Stimmt. Gebete sind es auch.
Aber Gebete zum Singen.
Bei manchen Psalmen merkt man das ganz deutlich. Da steht dabei: Für den Chroleiter. Oder Zu Spielen auf der achten Saite.

Also ist das Buch der Psalmen ein „Gebetsbuch zum Singen“, sozusagen.

Singen ist nämlich auch eine Art der Kommunikation.
Auch eine Art der Kommunikation mit Gott.

Hören wir einmal auf die Worte des 98.Psalms.
(Ein Vorsingen erspare ich Ihnen an dieser Stelle!)

"Singet dem Herrn ein neues Lied,
denn er tut Wunder. Er schafft Heil mit seiner Rechten und mit seinem heiligen Arm.
Der Herr lässt sein Heil verkündigen; vor den Völkern macht er seine Gerechtigkeit offenbar.
Er gedenkt an seine Gnade und Treue für das Haus Israel, aller Welt Enden sehen das Heil unsres Gottes.
Jauchzet dem Herrn, alle Welt, singet, rühmet und lobet!
Lobet den Herrn mit Harfen, mit Harfen und mit Saitenspiel!
Mit Trompeten und Posaunen jauchzet vor dem Herrn, dem König!
Das Meer brause und was darinnen ist, der Erdkreis und die darauf wohnen.
Die Ströme sollen in die Hände klatschen,
und alle Berge seien fröhlich vor dem Herrn; denn er kommt, das Erdreich zu richten.
Er wird den Erdkreis richten mit Gerechtigkeit und die Völker, wie es recht ist."

Der 98. Psalm spricht – in aller Deutlichkeit – vom Singen, Jauchzen, Rühmen und Loben.
Für Gott.
Und etliche Musikinstrumente sollen da noch zur Unterstützung dazukommen: Harfen, Trompeten und Posaunen.
Und sogar die ganze Natur singt und musiziert für Gott mit allem, was sie hat.

Ein bisschen macht mich dieser Psalm wehmütig.
Diese Bilder vom Singen, Jauchzen, Rühmen und Loben – das eigentlich so viel Freude und Gemeinschaft ausstrahlt –, es macht mir bewusst, dass das alles im Moment nicht möglich ist.

Denn: auch wenn wir uns als Gemeinde hoffentlich bald wieder versammeln – auf das gemeinsame Singen müssen wir nicht nur heute, am Sonntag Kantate, verzichten.
Sondern wahrscheinlich noch weit darüber hinaus.
Verschlossene sind unsere Münder und überdeckt mit Masken, und die Instrumente schweigen.

Dann also: kein Lobgesang für Gott?
Vielleicht müssen wir einen anderen Weg finden, um für Gott zu singen. Vielleicht muss das gerade auf eine andere Art und Weise passieren.

Im Hören auf das Rauschen der Blätter im Wind oder das Plonk von Regen an der Fensterscheibe. Das Singen der Vögel im Garten oder das Lachen der Kinder, die jetzt wieder auf die Spielplätze dürfen. All das ist Musik – für uns, und auch für Gott.

All unser Leben, alles was wir tun, kann Musik zum Lob Gottes sein.
Wenn man mit den Töpfen klappert, um Essen zu kochen – für sich selbst und die Familie.
Wenn man mit ruhiger und besonnener Stimme zusammen mit den Kindern die Aufgaben für Mathe oder Deutsch durchspricht.
Wenn man laut auflacht, weil das Herz durch einen Scherz, durch ein gutes Gespräch oder eine liebevolle Geste leicht wird. 

Musik – eben mal anders.
Achten Sie doch einmal auf diese Art von Musik, die Sie um sich herum hören können und die Sie mit Alltäglichkeiten selbst erzeugen.
All das, auch das – zur Ehre und zum Lob Gottes, der in uns und um uns ist.

Amen.


Gebet

Schöpfer des Himmels und der Erde,
Dich rühmen alle deine Werke und deine Geschöpfe verkünden dein Lob.
Du bist unser Schöpfer, unser Erlöser und unser Tröster.
Wir danken dir dafür, dass du zu uns stehst – in allen Wirren der Zeit - und wir singen, rühmen und loben deine Herrlichkeit. Durch unsere ganz eigene Art der Musik. Jeder und jede auf eine andere Weise.

Wir bitten dich: Erfülle uns mit deinem Geist, dass wir zu deiner Ehre Musik machen und beten.
Wir bitten dich: Sei du bei den Menschen, die dich jeden Tag durch ihrer Hände Arbeit loben – Menschen in Therapie und Pflege, an den Supermarktkassen und in den vielen anderen Geschäften, im Friseursalon und den Schulen und an all den anderen Orten deiner Welt.

Wir bitten dich: gib uns allen die Kraft durch diese Wirren der Zeit auf das zu blicken, was du uns tagtäglich schenkst und Gutes tun willst.
Amen.
 

Vater Unser

Vater unser im Himmel
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. Amen.


Segen

So segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
Amen.